Am Donnerstag bin ich mit den Delegierten aus Charlottenburg-Wilmersdorf voller Vorfreude und Spannung gemeinsam nach Karlsruhe aufgebrochen.
In der Messehalle angekommen, konnten wir endlich los legen. Die Reden waren mitreißend. Bei Annalena Baerbock war es plötzlich ganz still im Saal, als sie davon sprach, dass wir mit beiden Augen hinschauen müssen. Auf das Leid der Menschen in Israel. Auf das Leid der Menschen in Gaza. Sie berichtete über ihre Anstrengungen im Hintergrund über einzelne Trucks oder Wasserflaschen zu verhandeln. Danach sprachen als Gäste: die Vorsitzende der jüdischen Studierenden Union, Hanna Veiler und Saba-Nur Cheema, eine Wissenschaftlerin, die zu Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus forscht. Diese zwei persönlichen Perspektiven haben zur Differenzierung in der Diskussion beigetragen.
Der Fokus auf Europa begann am Freitag für mich mit der packenden Rede von Terry Reintke, die sich „Mit Mut gegen Hoffnungslosigkeit“ für Platz 1 auf der Liste von Bündnis 90 / Die Grünen für die Wahlen des Europaparlaments 2024 bewarb und diese gewann. Nach Mitternacht war ich dann auch an der Reihe.
In meiner Rede stellte ich meine Ansätze zu meinen Themen vor: Kinderrechte für alle Kinder in Europa, Jugendbeteiligung in politische Prozesse integrieren, barrierefreie und nachhaltige Mobilität für alle und am Gemeinwohl orientierte Regulierung von algorithmischen Systemen. Nach 3 Wahlgänge wurde ich auf Platz 29 gewählt. Die Freude war bei allen Delegierten aus Charlottenburg-Wilmersdorf übergroß. Um 2 Uhr war dann die komplette Liste bis Platz 40 gewählt.
Am Samstag erlebte ich große Zustimmung zur Aussage der belarussischen Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, dass wir gemeinsam gegen anti-demokratische Tendenzen in Europa angehen müssen. Sie erinnerte an den Holodomor und dass Europa entschieden dafür einsetzten muss, dass sich so etwas nicht wiederholt. Weitere Gäste kamen aus der Industrie: Der CEO von Daimler Trucks sprach darüber, dass sie gerne nachhaltiger Innovation liefern würden und die Vorsitzende von Vodafone über mangelnde Digitalisierung. Leider kam in ihrem Vortrag nicht vor, dass nachhaltiges Wirtschaften das Anerkennen planetarer Grenze erfordert und dass wir eine Definition von Wohlstand vertreten, die sich an Lebensqualität statt am Wachstum von Profiten ausrichtet.
In der Debatte zu Asyl und Migration war für mich im Saal deutlich spürbar, dass die meisten Menschen sehr viel mehr Humanitäre Hilfe wollen. Sie waren sich auch einig, dass es dringend notwendig ist, dass Kommunen hier finanziell besser unterstützt werden. Nach langer Debatte folgte schließlich in der Abstimmung die Mehrheit dem Bundesvorstand gegen die Grüne Jugend.
Am Sonntag morgen waren dann alle erschöpft von den langen Tagungstage, mit pausenlosen Abstimmungen und Debatten. Zusätzlich hatten einiger etwas länger auf der traditionellen Party mit DJ Omid gefeiert. Ich konnte noch ein letztes Mal mit den netten Menschen an den Ständen der Netzbegrünung und der Acker-demie sprechen. Nachdem Terry Reintke nun auch als europaweite Spitzenkandidatin für den European Green Party Congress vorgeschlagen wurde, durfen alle Kandidieren mit auf die Bühne. Es war toll, die anderen Kandidieren für die Europaliste kennenlernen und ich freue mich nun riesig auf das nächste Treffen in Brüssel!
@ Fotograf: Elias Keilhauer